Alfred Cajacob

Alfred Cajacob ist Prozess- und Organisationsentwickler. Er macht unter anderem Supervisionen und coacht Führungskräfte, bildet angehende Berater aus. Er hat aber auch vielfältige Erfahrungen mit der Beratung von Scheidungsbetroffenen.

Über sich schreibt er:

Meine berufliche Tätigkeit gliedert sich in zwei Bereiche: Zum einen die freiberufliche Tätigkeit als Prozessberater unter «acberatung», zum anderen ein Teilpensum an der Vorlehre des Gewerblichen Berufsschulzentrums GBS in St. Gallen. Etwa hälftig besteht es aus Lehrtätigkeit, die andere Zeit bin ich als Coach für die Jugendlichen im Brückenangebot Vorlehre zuständig.

Was macht acberatung?

Die Arbeit innerhalb von acberatung ist auf drei Hauptäste ausgerichtet: Der erste nennt sich «Eins zu eins», der zweite «Konsensbildung – Verhandeln – Mediation», und der dritte Ast «Mentale Konzepte».

Mit «Eins zu eins» sind Beratungsgespräche unter vier Augen gemeint, die in einem geschützten Rahmen stattfinden. Dazu zähle ich die ganze Breite von Coaching-Gesprächen, von Führungsberatung, von Gesprächen im Kontext Beziehung – Familie, wie beispielsweise Trennungs- und Scheidungsberatung, und auch Coaching von Jugendlichen.

Wo verschiedene Sichtweisen aufeinandertreffen, wo über Fakten ein Wahrheitsanspruch aufgebaut wird, der anderen Wirklichkeiten keinen Platz lässt, wo es zu Handlungsengpässen und hinausgeschobenen Entscheidungen kommt, wo ein Konsens schwierig zu erreichen ist, wo unterschiedlichste Anspruchspartner und Interessengruppen ein Fortkommen lähmen, dort setzt «Konsensbildung – Verhandeln – Mediation» an.

Ob in einem grösseren Setting oder im kleinen Rahmen: Die Arbeit folgt einer ähnlichen Logik. Neue Perspektiven werden entwickelt, was zu einem veränderten Handlungsrahmen führt, zusammen mit dem Klienten werden Wirk- und Steuermechanismen erarbeitet und so gelangen wir zu Lösungen, die von «innen» kommen. Der Klient behält stets die Kontrolle und wird in seinem eigenen Wirken gestärkt.

Dazu greife ich auf die jeweils passenden Werkzeuge aus dem Methodenkoffer von Coaching, Beratung, Mediation und Organisationsentwicklung zurück. Die gemeinsame Klammer bildet die Systemtheorie, deren Verständnis und Übersetzung in die Praxis das Vorgehen leitet.

«Mentale Konzepte», der dritte Ast, widerspiegelt die neueren Entwicklungen von acberatung. Wie Spitzensportler mittels Mentaltraining am Tag X ihre beste Leistung abzurufen vermögen, können «Mentale Konzepte» den Zugang zu den Ressourcen einer Person frei legen und zielen auf das, was häufig als eigentlicher Kern einer Person bezeichnet wird, nämlich die eigenen inneren Haltungen. Zu Mentalen Konzepten sind unter anderem Entspannungs- und Gelassenheitstrainings, Autosuggestion, Hypnosetherapie, aber auch Meditation zu zählen.

«Mentale Konzepte» wirken immer. Wenn wir sie bewusst einsetzen, können sie eine Quelle der Inspiration und Vitalität sein, andernfalls blockieren sie, bauen Druck und Stress auf und lassen uns ängstlich reagieren – Und sie stecken auch in manchen therapeutischen und beraterischen Konzepten drin, wie zum Beispiel im lösungsorientierten Ansatz von Steve de Shazer, wo sie den Kern des Wirkmechanismus ausmachen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, meine Arbeit bewegt sich in sozialen Gebilden und deren Wechselwirkungen. Die Arbeit ist systemisch ausgerichtet und breit aufgestellt, was unabdingbar ist, möchte man Tiefgang erreichen. Oder anders formuliert: Meine Arbeit als Prozessberater lässt sich nicht auf eine Methode, auf ein Programm beschränken – wie gute Livemusik ist sie zwar in Strukturen, hier eher Rahmentheorien, eingebunden, erfindet sie sich aber im Zusammenspiel der Beteiligten jedes Mal neu.

In den letzten Jahren habe ich als Dozent angehende Berater ausgebildet, war bei der Ausgestaltung des Lehrgangs zum Trennungs- und Scheidungsberaters aktiv wie auch bei der Durchführung der bisherigen Lehrgänge und habe die Weiterbildung zum Systemischen Coach am Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen mitgeprägt, auch war ich an der Hochschule St. Gallen mit einem Seminar zum Thema Beratung präsent.

Im Zusammenhang mit der Beratung von Jugendlichen an der Vorlehre des GBS bin ich Autor einer Studie – sie wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2017 veröffentlicht – zum Thema Übergang in die Berufswelt. Darin geht es vor allem um das wachsende Segment von „gefährdeten Jugendlichen“, für die der Einstieg in die Arbeitswelt eine grosse Hürde ist und wie dieser Übergang zu verflüssigen ist.

Nebst der Erwerbsarbeit habe ich mich fast 35 Jahre lang intensiv fliegerisch betätigt. Gleitschirm, Segel- und Motorflug, Ausbildungsberechtigung, Berufspilotenlizenz, Instrumentenberechtigung, Kunstflug. Die Fliegerei, die Konzepte und Metaphern, die dahinterstehen, nutze ich auch weiterhin gerne für meine beraterische Tätigkeit.

In den letzten Jahren hat mich die Arbeit mit Tieren, vor allem mit Pferden, fasziniert. Wie es gelingen kann, eine funktionierende Kommunikation über die Mensch-Tier-Grenze aufzubauen und, – eng verknüpft mit «Mentale Konzepten» – was ich vom animalischen Gegenüber lernen kann, sind die Themen, die mich wohl auch in näherer Zukunft begleiten werden.

 

Steckbrief:

  • Geboren 1960, zusammen mit zwei Geschwistern in Chur aufgewachsen.
  • Kantonsschule, Maturität
  • Studium Sekundarlehrer Phil II
  • Ausbildung zum Coach, Supervisor und Organisationsentwickler BSO
  • Ab 2002 freiberufliche Beratungstätigkeit in der Firma acberatung
  • Zivilstände: ledig – verheiratet – geschieden – verheiratet; Vater von zwei Kindern